Gesellschaft CJZ Fulda e.V.
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Fulda e.V.
Eduard-Goebel-Str. 14
36043 Fulda
E-mail GCJZ.Fulda@posteo.com (Achtung: NEU!)
Homepage www.gcjz-fulda.de
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Szenische Lesung mit der Theatergruppe ETPtete
Kanzlerpalais - 19.00 Uhr
Unterm Heilig Kreuz 1, Fulda
"Adressat unbekannt" heißt die 1938 veröffentlichte Erzählung der amerikanischen Autorin Kathrin Kressmann Taylor, die in Briefform die Freundschaft zwischen dem jüdischen Geschäftsmann Max Eisenstein und seinem Partner Martin Schulse erzählt, die zu Beginn der 1930er Jahre eine Kunstgalerie im kalifornischen San Francisco führen.
Nach der Machtübernahme der Nazis beginnt sich Martin, der in München verbleibt, von dem in den USA lebenden Max zu distanzieren. Der glühende Verehrer der Rasselehre der Nazis verbietet sich weitere Briefe von seinem jüdischen Freund. Als Eisensteins Schwester Griselle, eine Schauspielerin, wegen ihres Judentums in Gefahr gerät, fleht Eisenstein Schulse an, der Schwester, die einst mit Schulse liiert war, zu helfen. Doch dieser verweigert der Ex-Geliebten die Hilfe. Griselle wird auf Schulses Anwesen von SA-Schergen umgebracht.
Die seit drei Jahren bestehende Theatergruppe ETPtete unternimmt mit dem Marburger Musiker Achim Breinl (Piano, Saxofon) die schwierige Aufgabe, diesem als Briefwechsel gestalteten Roman in einer szenischen Lesung gerecht zu werden. An zwei sich gegenüber stehenden Tischen lesen Gisela Stoll-Krohn (als Martin Schulse) und Michael Herbel (als Max Eisenstein), eingerahmt von Pianoklängen, Klezmermusik, Cole Porters "Night and Day" und den Tänzerinnen und Tänzern der Wetzlarer Theatergruppe, die Briefparts mit der ihnen gebührenden Klarheit und Intensität.
Alle Akteure demonstrieren bei dem sich mit großer Eindringlichkeit und Spannung entwickelnden Drama, wie sehr sie sich mit der Geschichte um Fanatismus und Verrat identifizieren, in der Martin, der willige Verfechter der nationalsozialistischen Weltanschauung, schließlich selbst zum Opfer dieses Systems wird. In Briefen an ihn erweckt Max für die NS-Behörden den Eindruck, dass Martin ein Agent des jüdischen Widerstands sei. Und so gehen Max‘ Briefe an Martin mit dem Vermerk "Adressat unbekannt" an den Absender zurück.
Die Texte der Szenischen Lesung „Adressat unbekannt“ werden nicht einfach nur vorgetragen, sondern in einer Inszenierung (Regie Gitta Donges-Herbel) aus Musik, Darstellungen und Texten eng miteinander verwoben.
Beeindruckend werden der fiktiven Briefwechsels zwischen einem amerikanischen Juden und seinem früheren Geschäftspartner in Deutschland von den Sprechern Gisela Stoll-Krohn und Michael Herbel gelesen. An der exemplarischen Lebensgeschichte des Juden Max und seines deutschen Freundes Martin wird Zeitgeschichte im Nazi-Deutschland dokumentiert. Die Freundschaft unterliegt allerdings einem dramatischen Wendepunkt. Die Künstler inszenieren dies realistisch und mit unübertrefflicher Spannung.
Ergänzt wird die Aufführung durch gelesene Auszüge (Beatrix Egler) aus den Tagebüchern Friedrich Kellners und Aufzeichnungen von Hilda Stern Cohen, die einen grausamen realistischen Bezug zu Geschehnissen in Mittelhessen herstellen. Die Darstellungen der Schauspieler der Theatergruppe ETPtete nehmen die Themen aus der Lesung auf und verdichteten sie mit modernen Stilelementen. Die Schauspielgruppe wird von ausgesuchter Musik unterstützt.
In einem „Nachgespräch, gibt es Gelegenheit, die eigene Eindrücke mit Anderen auszutauschen. Die Mitwirkenden beantworten gerne die aufkommenden Fragen.
Nie wurde das zersetzende Gift des Nationalsozialismus eindringlicher beschrieben. Adressat unbekannt sollte Schullektüre werden." (Elke Heidenreich)
Eintritt frei.